Nachhaltigkeit dreht sich aus politischer Sicht beinahe nur noch um Klimaschutz und CO2-Reduktion. Das resultiert aus einem Denken, das sich von der Natur getrennt sieht und sich in erster Linie um Zahlen dreht. Dieses mechanistische Weltbild führt zu Auswüchsen, die den Schutz der Natur und das Wohl des Menschen zunehmend aus den Augen verliert: So wird etwa neuerdings in Frankreich oder Großbritannien die Atomenergie wieder ausgebaut – da Atomkraftwerke vergleichsweise wenig CO2 emittieren. Auch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen spricht sich dafür aus, Atomenergie als „nachhaltig“ zu deklarieren.
Eine weitere Perversion dieses Denkens sind Milliarden-Subventionen der EU für sogenannte „Bioenergie“, die aus abgeholzten Bäumen gewonnen wird. In der EU stammt inzwischen mehr als ein Drittel der erneuerbaren Energie aus der Holzverbrennung, wobei ein Großteil davon direkt aus Wäldern stammt. Die Menge des für die Strom- und Wärmeerzeugung verbrannten Holzes hat stark zugenommen, seit die EU begonnen hat, es auf die Ziele für erneuerbare Energien anzurechnen. Dadurch werden paradoxerweise Waldökosysteme, die CO2 binden, zerstört.
Diese Aufzählung lässt sich weiter fortsetzen: E-Autos als angeblich nachhaltige Alternative zum Verbrennungsmotor, wodurch jedoch nur ein Übel durch ein anderes ersetzt wird. CO2-Reduktion als Hauptargument zur Verringerung des Fleischkonsums – wobei die schrecklichen Bedingungen in der Massentierhaltung oder die gravierenden ökologischen Auswirkungen zur Nebensache werden.
Viel zu wenig ist die Rede ist davon, dass wir weniger produzieren und konsumieren müssen, wir eine Kreislaufwirtschaft brauchen und langfristige Alternativen für den Individualverkehr notwendig sind (das Klimaticket ist hier immerhin ein Anfang, jedoch lässt der Ausbau des öffentlichen Verkehrs in ländlichen Gegenden auf sich warten). Anders gesagt: Es wird nicht ausreichen, CO2-Emissionen zu reduzieren, solange wir weiterhin die Natur und Tierwelt ausbeuten. Wenn wir noch länger auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir die Artenvielfalt erhalten, Wälder und Meere schützen, die Bodenversiegelung stoppen, unseren Konsum reduzieren.
Das einzige, was uns retten wird, ist ein ganzheitliches Denken, das zu einer Verbundenheit mit der Natur zurückführt. Vorbilder können hier indigene Völker sein, die seit jeher im Einklang mit der Natur leben.