Die Welttourismusorganisation zählte 2012 erstmals mehr als eine Milliarde Auslandsreisen, davon ein Großteil Flugreisen.
Das hat Folgen: Schätzungen zufolge ist der Tourismus bereits für ca. 12 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Doch ein Umdenken findet statt: immer mehr Menschen wünschen sich einen ökologisch vertretbaren Urlaub mit Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung. Da auch ich zu den Menschen gehöre, die leidenschaftlich gerne unterwegs sind, habe ich mir folgende Fragen gestellt: Muss ich für ein Wochenende nach London oder Paris jetten? Will ich in ein fremdes Land fahren, um dort in einem Club oder Hotel, abgeschottet von Kultur und Menschen des Landes, meinen Urlaub zu verbringen? Ist es notwendig, im Winter für eine oder zwei Wochen ans andere Ende der Welt zu fliegen?
Wir sind es gewöhnt, immer den bequemsten Weg zu gehen.
Für mich bedeutet Reisen nicht nur Enspannung und eine Auszeit vom Alltag, sondern auch das Eintauchen in fremde Kulturen und Begegnungen mit Einheimischen. Daher bin ich ein Fan von Couchsurfing, dieser weltweiten Bewegung, deren Mitglieder Gästen aus anderen Ländern eine Schlafstatt anbieten. Idealerweise gehört für mich auch eine möglichst langsame Anreise per Bahn oder Bus zum Reisen. Das hat mehrere Vorteile: die Seele kommt gleich mit an, den Weg zum Ziel nehme ich bewusst wahr und ich spare – im Vergleich zum Fliegen – eine Menge CO2 ein. Viele nennen als Haupteinwand gegen langsames Reisen den Mangel an Zeit. Aber ganz ehrlich: was spricht dagegen, abends in einen Nachtzug einzusteigen und am nächsten Morgen in einer anderen Stadt anzukommen? (wir reden hier von Distanzen innerhalb Europas) Dass Fliegen billiger ist als mit der Bahn zu fahren, stimmt nur bedingt. Und was den Bequemlichkeitsfaktor angeht: wir sind es gewöhnt, immer den bequemsten Weg zu gehen, kennen von unserer Wohlstandsgesellschaft nichts Anderes. Die Umstände, die die wachsende Umweltverschmutzung und der Klimawandel mit sich bringen, fordern uns jedoch dazu auf, unsere Gewohnheiten zu überdenken.
Schwimmende Klimasünder
Das Gegenteil von nachhaltigem Reisen ist ein Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff: diese Schiffe fahren meist mit Schweröl, einem Abfallprodukt der Ölindustrie. Große Kreuzfahrtschiffe sind wie schwimmende Kleinstädte und verbrauchen entsprechend viel Energie. Ihre schmutzigen Abgase – Feinstaub, Ruß, Stickoxide und Schwefeloxide – gefährden Gesundheit, Klima und Biodiversität. Viel zu lange schon genießt die Schifffahrt Ausnahmen, wenn es um effektive Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung geht. Dazu kommt, dass tausende Kreuzfahrttouristen die von den Schiffen angelaufenen Städte regelrecht überschwemmen. Das wird für Einheimische und andere Touristen zunehmend zum Ärgernis, wie Gegenkampagnen in Venedig oder Dubrovnik beweisen.
Ein Umdenken ist jedenfalls gefragt: weg vom Massentourismus hin zu einer Art des Reisens, die Rücksicht auf Menschen und Umwelt nimmt.
6 Kommentare
Hat dies auf Fundstücke aus dem Internet rebloggt und kommentierte:
Viele interessante Gedanken von Susanne Wolf zum Thema „nachhaltig Reisen“ – sehr lesenswert!
Hi. Damit habe ich mich den Sommer über ebenfalls beschäftigt. Da wir einen Wohnwagen besitzen und zudem mit kleineren Kindern reisen, ist meist Urlaub im naheliegenden europäischen Umland angesagt. Ein Urlaub meist auch irgendwo in Deutschland. Man muss nicht immer fliegen … das Gute liegt so nah und wir ùbersehen es all zu oft. Leider. 😉
Lg
Hat dies auf Richard J. Palfalvi rebloggt und kommentierte:
Da auch mir Reisen, vor allem auf möglichst nachhaltige und umwelt- sowie kulturverträgliche Art, schon seit langem am Herzen liegt, möchte ich hier ein paar wertvolle Gedanken zu diesem Thema aus dem Blog von Susanne Wolf posten. Soll zum Nachdenken und reflektieren anregen, passende Kommentare dazu gerne gesehen 🙂
Das sind wirklich ganz gute und praktische Ratschläge,die jeder umweltbewusster Mensch verfolgen soll…
Hallo Susanne! ich lese deinen Beitrag etwas „verspätet“ (ist ja schon einige Jahrchen her 🙂 ) und stellte mir einige Fragen. 1) gibt es aktuelle Statistiken zu den Auslandsreisen. müssen ja schon weit mehr asl 1 Mrd sein oder? 2) und das ist eher ne Feststellung aber hoffe auf feedback! jene Menschen eines Landes, die im Winter für zwei Wochen ans andere Ende der Welt fliegen tun dies einfach auch weil es billiger ist als Schiurlaub! Sicher wäre es eine Option, darüber nach zu denken, im Heimatland zu bleiben aber ist zu teuer! meinst nicht auch? LG (ebenso) Susanne 🙂
Liebe Susanne, es gibt eine Schätzung der Welttourismusorganisation: Bis zum Jahr 2030 dürfte die Anzahl der Auslandsreisen weltweit auf 1,8 Milliarden ansteigen. Die Antwort auf deine zweite Frage: du hast recht, Schiurlaub ist sehr teuer geworden. Aber muss es unbedingt Schifahren sein? Durch den Klimawandel gehen die Schneemengen in unseren Breiten zurück und Schneekanonen sind wiederum umwelt- und klimaschädlich. Es gibt auch andere Möglichkeiten des Winterurlaubs bzw. Wintersports: Thermen, Spaziergänge, Eislaufen, einfach relaxen… 🙂 Liebe Grüße Susanne