„Wir müssen von der Natur lernen“, ist einer der Lieblingssätze von Josef Holzer. Der Bauer und Förster hat den Krameterhof von seinem Vater Sepp Holzer übernommen, der heute als Vorreiter der Permakultur gilt. In der Bergbauernregion im Lungau war Sepp Holzer in seinen Anfängen der „Narrische mit die Teich‘“, weil er sich die Rechte für die Mühlteiche auf seinem Grund sicherte und Fischteiche daraus machte. „Wenn jemand etwas anders macht, sehen viele das als Angriff auf sich selbst und den eigenen Zugang“, meint Sohn Josef. Die Teiche werden von ihm nach wie vor genutzt, und zwar nicht nur für Fisch- und Krebszucht, sondern auch als nährstoffreiches Bewässerungssystem und Hochwasserschutz. Auch Wassernutzpflanzen werden hier angebaut, darunter Heilpflanzen wie der Fieberklee.
Die Mehrfachnutzung von Systemen ist eines der Prinzipien der Permakultur, die übrigens nicht neu ist, sondern auf historischem Wissen aufbaut. Ein weiteres Prinzip ist Flächenbezug und Standortanpassung. „Landwirtschaft bedeutet, dass wir Land bewirtschaften müssen, nicht Land verbrauchen, wie die Agrarindustrie das tut“, sagt Josef Holzer und nennt als Beispiel in Südamerika angebautes Soja, das in einer Fabrikhalle in Europa zu Schweinefleisch zusammengebaut wird. „Mit Landwirtschaft hat das rein gar nichts zu tun.“
„Stellen wir uns ein Stück Land vor, das Futter für 20 Kühe hergibt. Damit sollte ich nicht 40 Kühe versorgen müssen. Besser ist es in diesem Fall, nur 20 Kühe zu haben, aber dazu noch Bienen, vielleicht einen Fischteich, Obst und eine Pilzzucht. All das geht sich auf derselben Fläche aus. Zwanzig weitere Kühe dagegen haben nicht Platz. Die müsste ich von außen versorgen, das heißt, ich müsste Ressourcen zukaufen. Und damit fangen die Probleme an.“ Josef Holzer
Permakultur heißt arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie – noch so ein Satz, den man von Josef Holzer gerne zu hören bekommt. Das bedeutet in der Praxis: keine Pestizide oder synthetische Düngemittel, dafür kreative Lösungen. So gibt es am Krameterhof „Mini-Schweine“, die für den Schutz der Legehennen zuständig sind, leichte Beute für Habicht und Bussard. Die Hühner wiederum dürfen vor dem Gemüseanbau und nach dessen Ernte aufs Feld, um sich an Schnecken und anderen Schädlingen gütlich zu tun. Zu den Betriebszweigen am Krameterhof zählen Ackerbau, Tierhaltung, Obstbau, Imkerei, Aquakultur, Agroforstwirtschaft, Pilzzucht, sowie Gewürz- und Arzneipflanzenkultur. Permakultur steht auch für Klimaschutz: „In der herkömmlichen Landwirtschaft werden die Böden ruiniert, indem Wasser abgeleitet wird“, kritisiert Josef Holzer. „Gesunde, natürlich bewachsene Böden, die Wasser speichern können, tragen jedoch zur Kühlung bei.“ Wichtig sei es zudem, Humus im Boden aufzubauen und auf diese Weise CO2 zu speichern. „Der Klimawandel zeigt die Schwachstellen unseres landwirtschaftlichen Systems auf, in dem über Jahrzehnte hinweg Kulturlandschaften degradiert wurden“, ist Holzer überzeugt. Wenn nun Vertreter der Landwirtschaft behaupteten, der Klimawandel sei an allen Problemen schuld, machten sie es sich zu leicht: „Da werden eigene Fehler vertuscht, die seit Jahrzehnten bekannt waren. Aber man hat halt so weiter gemacht, weil es wirtschaftlich rentabel war“, kritisiert Holzer.
„Eines der größten Probleme, die ich in der modernen Landwirtschaft sehe, ist das Copy-Paste-Problem: Überall wird nach ein und demselben Schema gearbeitet und das, obwohl es so viele unterschiedliche Situationen gibt. Lage, Klima, Marktsituation sind ja komplett unterschiedlich.“ Josef Holzer
Wenn man sich die Situation der Landwirte in Österreich ansieht – alleine zwischen 2012 und 2019 mussten im Durchschnitt sieben Betriebe täglich (!) zusperren – ist klar, dass es nicht weitergehen kann wie bisher. Kaum ein herkömmlicher Bauer kann ohne staatliche Subventionen überleben – dass Josef Holzer keine Fördermittel benötigt, zeigt, dass er den richtigen Weg geht.