„Only bad news is good news“ lautet einer der Leitsätze des Journalismus – warum eigentlich? Eine Erklärung lautet, dass wir im Laufe der Evolution darauf programmiert wurden, negative Informationen stärker zu gewichten als positive, weil das unser Überleben sicherte. Da drängt sich die Frage auf: Trifft das immer noch zu? Oder brauchen wir nicht vielmehr lösungsorientierte Nachrichten, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen? Das Reuters Institute der Universität Oxford hat ermittelt, dass weltweit ein Drittel der Menschen regelmäßig bewusst den Nachrichtenkonsum vermeidet. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass die Berichterstattung die eigene Stimmung negativ beeinflusse.
Das Problem von Negativschlagzeilen: Sie vermitteln eine einseitige Sicht der Welt und hinterlassen ein Gefühl der Ohnmacht. Medienkonsumenten fühlen sich aus der Pflicht genommen, da sie den Eindruck bekommen, ohnehin nichts an der Lage der Welt ändern zu können. Hier setzt der konstruktive oder lösungsorientierte Journalismus an, der von Ulrik Haagerup geprägt wurde. „Sehen wir die Welt mit beiden Augen oder nur mit dem Auge, das die beste Geschichte kreieren will?“, fragt der Gründer und Leiter des dänischen Constructive Institute in seinem Buch „Constructive News“. Konstruktiver Journalismus bedeutet nicht, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen oder sich ausschließlich auf positive Nachrichten zu konzentrieren. Es geht darum, bei all den Herausforderungen unserer Zeit kritisch zu hinterfragen, jedoch auch weiter zu denken und mögliche Lösungen aufzuzeigen. Der konstruktive Journalismus will zur Eigenverantwortung anregen und Mut machen.
Das ist auch das Ziel meiner Arbeit: Ich fordere meine Leser und LeseriInnen auf, einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen und möchte zu selbstbestimmtem Denken ermutigen. Um im besten Fall eine neue Sichtweise auf die Welt, in der wir leben, zu erlangen.
Buchtipps: „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang„, Maren Urner; „Wie wir die Welt sehen„, Ronja von Wurmb-Seibel
Hier gehts zu meinem TEDx-talk über konstruktiven Journalismus.