„Wir konnten keine Geldgeber finden, da niemand daran glaubte, dass die Leute einen so positiven Film sehen wollen“, sagt Cyril Dion bei der Österreich-Premiere von „Tomorrow“.
Also startete der französische Umweltaktivist mit seiner Partnerin, der Schauspielerin und Regisseurin Mélanie Laurent, ein Crowdfunding, um ihr Herzensprojekt finanzieren zu können: einen Film darüber, was Menschen tun können, um einen drohenden ökologischen Kollaps zu vermeiden. Innerhalb von drei Tagen hatten Dion und Laurent 200.000 Euro gesammelt.
Die Idee zu „Tomorrow“ kam den Filmemachern, als sie in der Zeitschrift „Nature“ über eine Studie lasen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch unserer Zivilisation zwischen 2040 und 2100 voraussagt – wenn wir unsere Gewohnheiten nicht ändern. Die Ursachen für den drohenden Kollaps reichen vom beschleunigten Rückgang der Artenvielfalt über die Häufung von klimatischen Extremereignissen bis zu rapiden Veränderungen des Energieverbrauchs. Laurent und Dion beschließen, etwas zu tun.
Gemeinsam mit einem Filmteam bereisen sie zehn Länder, um Projekte und Initiativen zu besuchen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen umsetzen. Denn bald wird klar, dass alles zusammenhängt: wenn wir es schaffen, die industrialisierte Landwirtschaft zu verändern, die von Erdöl abhängig ist, müssen sich auch die anderen entscheidenden Bereiche unseres Lebens ändern: Energiegewinnung, Wirtschaft, Bildung und Demokratie.
Die Filmemacher besuchen eine Permakultur-Farm in Nordfrankreich, die ohne Erdöl und ohne Pestizide auskommt – und produktiver ist als die industrielle Landwirtschaft. Sie sprechen mit Rob Hopkins, dem Gründer der Transition Town – Bewegung, deren Ziel es ist, die Abhängigkeit von Erdöl zu reduzieren. In Kopenhagen dokumentiert der Film eine Stadtplanung, die den Mensch, und nicht das Auto, in den Mittelpunkt stellt: zwei Drittel der Kopenhagener sind ohne Auto unterwegs, mehr als ein Drittel mit dem Fahrrad. In Indien kommt ein ehemaliger Bürgermeister zu Wort, der durch partizipative Demokratie das Schicksal seiner 5000 Einwohner veränderte.
All diese Beispiele zeigen: wir müssen nicht darauf warten, bis die Politik die richtigen Entscheidungen trifft, sondern können selbst damit beginnen, die Welt zu verändern. Die Leiter der anfangs genannten Studie, Anthony Barnosky und Elizabeth Hadly, bleiben übrigens optimistisch: „Die Menschen sind intelligent genug, und wenn wir schnell positive Aktivitäten vervielfachen, können wir vielleicht den Lauf der Dinge positiv beeinflussen.“
„Tomorrow“ wurde mit dem Filmpreis César in der Kategorie Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet und lockte im französischsprachigen Raum bereits über eine Million Zuschauer in die Kinos. Filmstart: 3. Juni 2016.