Unser verschwenderischer Lebensstil hat dazu geführt, dass die Ressourcen der Erde zur Neige gehen. Doch immer mehr Menschen finden Wege, die Dinge des täglichen Lebens mit Wertschätzung zu behandeln oder ihnen zu einer längeren Lebensdauer zu verhelfen. Veröffentlicht im Freude-Magazin, Sonnentor
Computer für alle
Peter Bernscherer hat ein großes Herz und ein Händchen für technische Geräte. Als Privatperson begann der ehemalige Bauunternehmer vor zwei Jahren, alte Rechner in Eigenregie aufzubereiten und kostenlos weiter zu geben. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie und der Schließung von Schulen stieg auch der Bedarf an Computern und Laptops. Bernscherer gründete den Verein PCs für alle, der gebrauchte Geräte als Spenden entgegennimmt und bekam Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern. Die aufbereiteten Computer werden an Schulen, NGOs und auch Einzelpersonen weiter gegeben. „Gerade in Zeiten des Corona-bedingten Home Schooling hat sich gezeigt, wie unverzichtbar der Besitz eines Computers ist, um nicht auf der Strecke zu bleiben“, meint Bernscherer. „2019 gab es in Österreich 1,5 Millionen Armutsbetroffene Menschen, jetzt sind es geschätzte 1,7 Millionen. Viele Familien haben kein Geld für Computer.“ Mittlerweile sind es 200 Geräte pro Monat, denen ein neues Leben eingehaucht wird.
Möbel mit Mehrwert
„Immer mehr Kunden bringen alte Möbel zu uns, weil sie sie nicht wegschmeißen wollen“, sagt Sascha Johannik. Gemeinsam mit seiner Partnerin Romana Fürst hat er 2011 das Kellerwerk gegründet – inspiriert von einem zweijährigen Afrika-Aufenthalt. „Dort wird nicht alles neu gekauft, sondern alte Sachen werden repariert oder umgebaut.“ Die gelernten Tischler übernehmen Kundenwünsche, bringen aber auch eigene Ideen in ihre Arbeit ein: Lampen aus Diaprojektoren oder Schmuck aus alten 10 Groschen-Münzen. Die alten Teile erstehen sie auf Flohmärkten oder bei Räumungen. Auch Upcycling-Taschen finden sich im Angebot, aus alten LKW-Planen oder Fahrradschläuchen. „Früher haben wir selbst Taschen angefertigt, jetzt unterstützen wir ein polnisches Designerteam.“ Die ersten zwei Jahre waren schwierig, doch dann nahm das Geschäft Schwung auf – bis Corona kam. „Wir versuchen positiv zu bleiben“, sagt Johannik. „Ich denke, dass Kreislaufwirtschaft die Zukunft ist, auch weil in dieser Krise viele Menschen sparen müssen.“
Mode zum Ausleihen
Eine Robe für eine rauschende Ballnacht oder ein elegantes Outfit für einen geschäftlichen Anlass: Endlos Fesch ist ein Mode-Verleih für Frauen. „Ich habe früher als Fashionista ständig neue Kleider gekauft, mich jedoch auch im Zuge meiner Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit mit globalen Wertschöpfungsketten beschäftigt“, erzählt Gründerin Karin Kuranda. „Irgendwann wurde mir klar, dass Kleidertauschparties nicht ausreichen, weil immer noch zu viel neu gekauft wird.“ Gemeinsam mit Jessica Neumann gründete sie 2017 Endlos Fesch und orientierte sich dabei an Fashion Libraries in Skandinavien. Im Angebot sind Kleidungsstücke von heimischen nachhaltigen Designern – „wir legen Wert auf soziale und faire Produktion“ – aber auch Marken wie Armani oder Calvin Klein. „Diese Top-Designer produzieren zwar nicht nachhaltig, aber indem ihre Kleidungsstücke geteilt werden, kann der persönliche CO2-Fußabdruck deutlich gesenkt werden.“
Kreislaufwirtschaft mit sozialem Mehrwert
Die Baubranche trägt zu einem Großteil zum Abfallaufkommen in Österreich bei, bisher wurden Bauten abgerissen, ohne einzelne Teile weiter zu verwerten. Das soll sich nun ändern: „Um unseren Ressourcenverbrauch zu senken, ist ein Umdenken in der Baubranche hin zur Kreislaufwirtschaft notwendig“, sagt Baukarussell-Sprecherin Irene Schanda. Bei Rückbauarbeiten werden einzelne Bauteile demontiert und beim Neubau wieder eingesetzt oder an Privatpersonen weiterverkauft. „Wir betreiben eine Kombination aus Kreislaufwirtschaft und Sozialwirtschaft, auch Social Urban Mining genannt“, erklärt Schanda. Gebäude werden bei diesem Zugang als Rohstoffquellen betrachtet, zum Einsatz kommen vor allem Langzeitarbeitlose und Menschen über 50. Zum Baukarussell-Netzwerk zählen das Re-Use und Reparaturnetzwerk RepaNet und die Caritas. Einige Großprojekte konnte das ambitionierte Netzwerk bereits erfolgreich durchführen, darunter den Rückbau des Coca Cola-Werks in Wien Favoriten: 450.000 Kilogramm Abfall wurden dabei vermieden.
Kindersachen aus zweiter Hand
Ob Lego, Puzzles oder Kinderbücher: Günstige Spielsachen und Kinderkleidung gibt es bei SOS Ballon, dem Sozialmarkt für Spiel- und Kinderwaren von SOS Kinderdorf. Einkaufsberechtigt sind Personen mit einem Monatseinkommen bis 1.200 Euro netto monatlich, Paare bis 1.600 Euro. Die Kinderartikel werden in Form von Spenden bei SOS Kinderdorf abgegeben. „Vor Weihnachten haben wir so viele Spenden bekommen, dass wir aufgrund des Lockdowns einen Stop einlegen mussten“, sagt Martina Wiener, Sozialpädagogin und Freiwilligenkoordinatorin bei SOS Kinderdorf. Im SOS Ballon arbeiten 24 ehrenamtliche Helfer im Verkauf und Lager mit, das Geschäft ist auch als Treffpunkt für Nachbarschaftsaustausch, gegenseitige Hilfe und Beratung gedacht. „Bei uns können die Kinder Spielsachen und Instrumente auch ausprobieren“ erzählt Wiener. „Das schönste Kompliment kam von einer Kundin, die sagte, dass es bei uns so entspannt sei, weil niemand von den Kindern verlangt, leise zu sein müssen.“