Wenn ich nach meinen größten Leidenschaften gefragt werde, steht das Reisen an erster Stelle. Und hier wiederum das Reisen mit der Bahn.
Ich liebe es, die Landschaft an mir vorbei ziehen zu sehen, dabei abzuschalten und innerlich ganz still zu werden. Plötzlich poppen neue Gedanken auf, ich kann mein Leben aus einer anderen Perspektive sehen, Neues hereinlassen. Auf langen Bahnfahrten – etwa von Wien nach Hamburg (9 Stunden) – verbringe ich die Zeit schreibend, lesend, arbeitend, Musik hörend, und genieße diese Auszeiten, die mir ganz alleine gehören. Hin und wieder nehme ich den Nachtzug: Dann schlafe ich zum Rattern der Räder ein und wache am nächsten Morgen in Hamburg, Berlin oder Rom auf.
Seit ich denken kann, bin ich gerne Bahn gefahren, alleine und mit Familie, auch als meine Kinder noch klein waren. Mein Mann und ich haben nie ein Auto besessen. Wir fahren regelmäßig zu den Großeltern nach Bad Ischl, einmal fuhren wir mit dem Zug nach Venedig und dann weiter mit der Fähre nach Korfu, ein anderes Mal nach Triest und von dort mit dem Bus nach Istrien. Das Schönste daran ist, sich dem Ziel gemächlich und stressfrei anzunähern.
Beim Gedanken an stundenlange Autofahrten, bei der zwei quengelnde Kinder am Rücksitz bei Laune gehalten werden müssen, zogen wir das Bahnfahren immer vor.
Als die Kinder noch klein waren, konnte es schon mal passieren, dass die Nerven auf einer langen Zugfahrt blank lagen. Aber beim Gedanken an eine stundenlange Autofahrt, bei der zwei quengelnde Kinder am Rücksitz bei Laune gehalten werden müssen, zogen wir das Bahnfahren immer vor. Denn das hat unschätzbare Vorteile: Im Zug können Kinder sich frei bewegen und sind nicht mit einem Gurt fest geschnallt. Wenn ich eine Auszeit brauchte, konnte ich den Sitzplatz oder auch gleich den Wagen wechseln und auch mal im Bordrestaurant einen Entspannungsdrink zu mir nehmen. Zumindest so lange, bis mein Mann in der Tür stand und ebenfalls einen Drink einforderte. Mittlerweile sind unsere Kinder alt genug, um sich selbst zu beschäftigen und umso entspannter sind unsere Zugfahrten geworden.
Ich bin froh, meinen Kindern vorgelebt zu haben, dass es Alternativen zum Autofahren und zum Fliegen gibt. Ihnen beigebracht zu haben, sich selbständig um ihr Gepäck zu kümmern und anzupacken, wenn es ans Umsteigen geht. Wir haben dadurch ihren Horizont erweitert und sie ganz nebenbei über die umwelt- und gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Autofahrens und Fliegens aufgeklärt.