Die globalen Herausforderungen unserer Zeit scheinen beinahe unüberwindbar: Umwelt- und Klimakrise, weltweite Ungerechtigkeit, wachsende Flüchtlingsbewegungen. Aktuelle Studien besagen, dass es nicht gut aussieht für die Menschheit, wenn wir den Klimawandel und die globale Umweltzerstörung nicht bald in den Griff kriegen. Und doch gibt es Zeichen der Hoffnung, die für ein beginnendes Umdenken und das wachsende Bewusstsein für einen dringend notwendigen Wandel sprechen. Greta Thunberg und die Fridays for Future-Bewegung sind erst der Anfang, weltweit beginnen Menschen aufzustehen und sich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen.
Wenn man sich mit den Ursachen für die gegenwärtige Umwelt- und Klimakrise beschäftigte, deutet vieles darauf hin, dass unser rationales Denken und rein auf Effizienz und Leistung ausgerichtetes Handeln uns dorthin geführt hat. Irgendwann auf dem Weg zu immer mehr Wachstum und Leistung haben die Menschen begonnen, sich von der Natur und von ihren Gefühlen abzutrennen. Viele spüren sich nicht mehr, sie sehen keinen Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele, und den größeren Zusammenhang mit der Natur und dem Universum. Wir brauchen jedoch ein ganzheitliches Denken, um wieder eins mit der Natur werden zu können und diese Krise zu überstehen.
„Die alte Vorstellung, wir seien in der Lage, mit Hilfe unseres Verstandes die Welt nach unseren Vorstellungen zu gestalten, hat sich als fataler Irrtum erwiesen“, schreibt der Hirnforscher Gerald Hüther in seinem Buch „Was wir sind und was wir sein könnten“. „Ganz offensichtlich ist uns kraft unserer Ideen und der daraus möglich gewordenen Abspaltung und Unterdrückung unserer Gefühle gelungen, die Welt nach unseren Vorstellungen zu verändern. Aber mit unseren Vorstellungen von einer „besseren Welt“ haben wir..auch viel zerstört.“ Und weiter: „Wir müssen versuchen, die verloren gegangene Einheit von Denken, Fühlen und Handeln, von Rationalität und Emotionalität, von Geist, Seele und Körper wiederzufinden. Sonst laufen wir Gefahr, uns selbst zu verlieren.“
In seinem Buch „Liebeserklärung an die Erde“ schreibt der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh: „Auch wenn wir uns als getrennte Individuen erleben, so hängen doch unser eigenes Schicksal und das der Erde unmittelbar zusammen.“ Der Mönch und Autor ist überzeugt davon, dass kein Unterschied zwischen der Heilung des Planeten und unserer Heilung besteht. Er betont die Notwendigkeit einer Bewusstseinsrevolution mit der Erkenntnis, dass wir Teil des Ganzen sind.
Ein eindrucksvolles Beispiel für einen Menschen, der eins mit der Natur ist, begegnete mir vor einigen Jahren auf einer Reise durch Honduras: Doña Sonia ist eine spirituelle Führerin des indigenen Volkes der Lenka und Kaffeebäuerin. Als sie über ihre natürlichen Anbaumethoden sprach und mir ihre Kaffeepflanzen zeigte, die mitten im Wald wuchsen, umarmte sie spontan einen Baum. „Baumumarmer“ gilt bei manchen Zynikern als Schimpfwort – ob sie wohl jemals persönlich jemanden wie Doña Sonia getroffen haben?
Indigene Völker, Buddhisten, Naturheiler und Schamanen: Viele Menschen weltweit zeigen uns vor, dass es möglich ist, im Einklang mit der Natur leben – sie werden jedoch zu wenig gehört. Angaangaq ist Schamane aus Grönland, in seinen Vorträgen spricht er darüber, wie seine Vorfahren schon vor über 2000 Jahren vorausgesagt hätten, dass das große Eis schmelzen und die Menschheit in eine Krise gelangen würde. Es gehe nun darum, das „Eis in den Herzen der Menschen“ zu schmelzen und zu einer Einheit mit Mutter Natur zurück zu finden. Dazu wird das Wissen der alten Völker nötig sein. „Wenn wir zu einem Leben in Harmonie zurückfinden, das Eis in unseren Herzen schmelzen und uns wieder miteinander verbinden, dann werden wir überleben. Nun ist die Zeit, genau das zu tun.“
Beispiele wie die Weisheiten des buddhistischen Mönches Thich Nhat Hanh finden sich auch in meinem neuen Buch „Zukunft wird mit Mut gemacht“.