Für ihren Dokumentarfilm über die Auswirkungen von Malaria in afrikanischen Ländern recherchierte Katharina Weingartner sieben Jahre lang in Ostafrika, China und den USA. Das Ergebnis ist ein aufrüttelndes und zugleich mutmachendes Plädoyer für Selbsthilfe, eine vernichtende Analyse der globalen Gesundheitspolitik – und eine Aufforderung zur Rückkehr zu den Heilkräften der Natur.
In der Anfangsszene von „Das Fieber“ erzählt eine Frau vom Tod ihres Kindes durch Malaria. Wir erfahren, dass alle 60 Sekunden ein Kind in Afrika an den Folgen von Malaria stirbt. Die Heilpraktikerin Rehema Namyalo führt eine kleine Klinik in ihrer Heimatstadt in Masaka, Uganda. Ihr Anliegen ist es, ihr Wissen über die Heilpflanze Artemisia annua (einjähriger Beifuß) als Malariaprophylaxe zu verbreiten. Doch dieses Wissen wird von mächtigen Playern untergraben.
Die Malariabekämpfung ist ein großes Geschäft, in der die Stiftung von Bill und Melinda Gates eine nicht unwesentliche Rolle spielt: „Die Gates Foundation investierte Milliarden an steuerfreien Geldern in die Malariaforschung“, heißt es im Film. „Diese Investitionen brachten bisher kein neues Medikament, kein Insektizid und keine wirksame Malaria-Impfung hervor. Unterdessen kämpfen in Ostafrika lokale Gesundheitsprogramme und Malaria Initiativen ums Überleben.“ Medikamente sind in Afrika teuer, die Spitäler überfüllt.
Der Pharmokologe Patrick Ogwang leitete eine klinische Studie über die Wirksamkeit von Artemisia Tee auf einer Blumenfarm neben dem Viktoriasee mit über tausend Mitarbeitern. Das Ergebnis: Malariaerkrankungen gingen um 85 Prozent zurück. Doch Pharmakonzerne setzen die WHO unter Druck , Artemisia Tee zu verbieten. „Als ich mit dieser Studie zur Malariaprävention begann, warnten mich viele Leute, dass mein Leben in Gefahr sei“, wird Patrick Ogwang im Film zitiert.
Zu Wort kommt auch die chinesische Medizinnobelpreisträgerin Dr. Youyou Tu. Sie hat bereits im Jahr 1972 Artemisinin als wichtigsten Wirkstoff gegen Malaria ausgemacht. Nach klinischen Studien bot China ein Artemisinin-Medikament günstig für ganz Afrika an. Auf Druck der westlichen Pharmaindustrie lehnte die WHO jedoch ab, sie ist gegen den Einsatz der Artemisia-Pflanze. Der Parasit würde gegen den Wirkstoff Artemisin resistent werden, so die Begründung. „Die Forschung kennt jedoch keinen einzigen Fall, in dem ein Parasit gegen eine Heilpflanze mit hunderten Wirkstoffen resistent geworden wäre“, heißt es im Film. „Hingegen breiten sich die Resistenzen gegen das Medikament Coartem seit 2008 von Ostasien her aus.“ 2001 schloss Novartis eine exklusive Abmachung mit der WHO, um das Medikament Coartem für 10 Jahre in ganz Afrika zu verkaufen.
Richard Mukabana, Professor für Biologie an der Universität Nairobi, Kenia, forscht nach ökologisch nachhaltigen und lokalen Mitteln gegen Malaria. Doch Fördergeldgeber wie die Gates Foundation haben kein Interesse daran, lokale und einfache Lösungen zu fördern. „Wir sind nichts als Feldarbeiter und Lastenträger“, sagt Mukabana im Film. „Es ist eine Form des Neokolonialismus.“
Artemisia Annua ist nicht nur bei Malaria höchst wirksam, sondern auch als mögliches Heilmittel bei Covid19 im Gespräch – eine Studie dazu steht kurz vor dem Abschluss. Mehr darüber sowie ein Gespräch mit Katharina Weingartner, Regisseurin von „Das Fieber“, gibts in meinem nächsten Blogbeitrag.
Die Initiative „Fight the Fever“ wurde gegründet, um Menschen in afrikanischen Ländern HIlfe zur Selbsthilfe zu bieten.